Vegan Zum Höhepunkt?
Wer beim Sex alles geben und dabei trotzdem nicht seine Moral vergessen will, der hat es als Veganer schwer. Oder doch nicht? Wir zeigen euch, welche Verhütungsmittel bei „veganem“ Sex möglich sind.
Wie sieht es mit der Pille aus?
Das beliebteste Verhütungsmittel: die Pille. Unter Veganern ist sie umstritten.
Prinzipiell gibt es da erst mal keine Einwände, oder? Und doch, ganz vegan ist die Pille nicht.
Denn auch dann, wenn hormonelle Verhütungsmittel keine tierischen Stoffe enthalten, lässt sich darüber streiten, ob sie vegan sind oder nicht. Ein Veganer nennt sich schließlich nicht Veganer, um Tierversuche zu unterstützen. Hormonelle Präparate müssen nämlich vor ihrer Zulassung an Tieren getestet werden. Also: Für ganz-oder-gar-nicht-Veganer unter euch ist die Pille keine Alternative. Trotzdem sollte man sie nicht verteufeln, denn sicher ist sie allemal. Das wichtigste zusammengefasst:
Verhütungsmethode: Hormonelle Verhütung
Anwendung: Die Frau nimmt an 21 Tagen die Pille. Danach folgt eine einwöchige Pause, in der die Entzugsblutung einsetzt. Nach der Einnahmepause beginnt ein neuer Einnahmezyklus.
Inhaltsstoffe: Die meisten Pillen enthalten Milchzucker. Aber auch laktosefreie Anti-Baby-Pillen gibt es auf dem Markt. Zum Beispiel die Maxim, diese stammt vom Unternehmen Jenapharm.
Pearl-Index: 0,1-0,9
Fazit: Tierversuche sind bei hormonellen Verhütungsmitteln der Regelfall. Wer aber sagt: „Alle anderen Medikament werden auch an Tieren getestet, und die nehme ich ja auch“, der kann sich freuen. Mit laktosefreien Pillen könnt ihr vegan verhüten. Und vielleicht könnt ihr euch ja bei eurer Pille schlau machen, wie genau die Tests durchgeführt wurden.
Kondome sind vegan? Denkste!
Klar, der Hauptbestandteil des Kondoms ist Kautschuk, aber trotzdem muss man als Veganer genauer hinschauen. Wie vegan ist das Kondom? Aufschluss bringt ein Blick auf die Inhaltsstoffe.
Verhütungsmethode: Barrieremethode
Anwendung: Wer die Nase voll hat, sich die tägliche Dosis Hormone reinzupumpen, der kann mit dem Kondom die Verhütung dem Mann überlassen. Packung auf und drüber – das kriegen die Männer selbst nach der Disko noch hin. Man könnte meinen, das ist angeboren. Praktisch außerdem: Das Kondom bietet Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Inhaltsstoffe: Und jetzt wird’s für Veganer interessant. Es nützt nichts, dass der Hauptbestandteil Naturkautschuk ist. Im Herstellungsprozess wird ihnen leider häufig Casein zugesetzt. Also ist das geliebte Kondom keine Option? Die Rettung naht: vegane Kondome! Es gibt zum Beispiel die Einhorn Kondome. Achtet einfach auf die Vegan-Blume der Vegan Society.
Pearl-Index: 2-12
Fazit: Vegane Kondome rocken. Sicherer Schutz vor Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten – das gibt’s also auch vegan.
Kupferspiralen und –ketten
Müsste doch eigentlich vegan sein? Naja fast.
Verhütungsmethode: Barrieremethode
Anwendung: Da lässt man lieber den Fachmann ran. Die Kupferspirale oder Kupferkette wird von einem Facharzt in die Gebärmutter der Frau eingelegt. Durch das Kupfer werden dann die Samenzellen auf ihrem Weg in die Eileiter in ihrer Beweglichkeit gehemmt.
Inhaltsstoffe: Hier gibt es keine direkten tierischen Inhaltsstoffe. Aber bei der Elektrolyse von Kupfer wird meistens eine Kombination aus Knochenleim, Thioharnstoff und Chlorid eingesetzt.
Pearl-Index: 0,3-0,8
Fazit: Keine direkten tierischen Inhaltsstoffe – Yay! Aber Verwendung von Knochenleim bei der Elektrolyse von Kupfer – Nay! Aber mal ehrlich, welcher Veganer verwendet im Alltag keinen Kupfer? Wir halten uns da raus und sagen: Es gibt noch weitere Alternativen.
Verhütungskappe Lea®/Diaphragma
Verhütungsmethode: Barrieremethode
Anwendung: Verhütungskappen und Diaphragmen bedecken den Gebärmutterhals und verhindern so, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen. Am besten benutzt man es mit einem Verhütungsgel, also einem chemischen Verhütungsmittel, zusammen.
Inhaltsstoffe: Diaphragmen aus Silikon sind ohne tierisches Glyzerin. Leider enthält das Verhütungsgel aber meistens Milchsäure. Ob die nun aus pflanzlichen oder tierischen Quellen stammt, kann man nicht pauschal sagen. Da fragt ihr am besten den Hersteller.
Verhütungskappen, zum Beispiel die Lea ®Contraceptivum, sind ohne tierische Bestandteile. Und jemand hat mitgedacht: Das dazu entwickelte Gel enthält ebenfalls keine tierischen Inhaltsstoffe. Auch was die Herstellung angeht, ist alle lupenrein. Und Tierversuche? Auch die gab‘s laut Hersteller weder bei der Verhütungskappe, noch bei dem Gel.
Pearl Index: 0,3-0,8
Fazit: Von vorne bis hinten vegan! (Man liest nur, was man lesen will…)
Der Nuvaring – schon wieder Tierversuche…
Es gilt leider das Gleiche wie für die Anti-Baby-Pille: Tierversuche sind die Regel. Für wen der Nuvaring trotzdem in Frage kommt, für den haben wir hier die wichtigsten Infos:
Verhütungsmethode: Hormonelle Verhütung
Anwendung: Der Kunststoffring wird wie ein Tampon in die Scheide eingeführt. In den 21 Tagen, die der Ring verwendet wird, werden Hormone freigesetzt. Wenn man ihn dann für eine siebentägige Pause entfernt, kommt es normalerweise zur Entzugsblutung.
Inhaltsstoffe: Keine Spur von tierischen Inhaltsstoffen. Der Nuvaring hat eine rein chemisch-synthetische Zusammensetzung. Auch hier können wir leider nicht schönreden, dass Tierversuche gemacht werden, bevor die Produkte auf den Markt kommen.
Pearl-Index: 0,4-0,65
Fazit: Hier ist es wieder eine persönliche Entscheidung, ob ihr die Verhütungsmethode für vegan haltet oder eben nicht. Die Inhaltsstoffe sind es. Beim Entwicklungsprozess sieht das anders aus.
Natürliche Verhütung
Für die natürliche Verhütung gibt es Verhütung- oder Zykluscomputer, die die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage errechnen
Eine Alternative zur hormonellen Verhütung kann natürliche Verhütung sein. Da eine Frau an maximal sieben Tagen eines Zyklus schwanger werden kann, könnte an den unfruchtbaren Tagen auf Verhütung verzichtet werden. Während der fruchtbaren Tage lebt man enthaltsam oder greift auf Barriereverhütungsmittel zurück.
Anwendung: Mögliche Methoden sind die Selbstbeobachtung und die Verwendung eines Verhütungscomputers.
Bei der Selbstbeobachtung gibt es verschiedene Ansätze. Zum Beispiel kann man die Temperatur messen, die Werte auf einem Kurvenblatt eintragen und so auf die unfruchtbaren Tage schließen.
Eine andere Methode ist die Schleim-Methode. Klingt schon nicht so verlockend? Naja, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Auf jeden Fall wird täglich der Schleim untersucht und die Ergebnisse ebenfalls auf einem Kurvenblatt eingetragen. Alternativ können beide Methoden kombiniert werden.
Ein Zyklusrechner nimmt einem die Arbeit ab. Es wird auch hier die Temperatur gemessen und der Computer errechnet dann die fruchtbaren Tage, die anschließend auf dem Display angezeigt werden.
Inhaltsstoffe in direkten Sinne gibt es bei natürlicher Verhütung nicht – erklärt sich von selbst. Hier gibt es zum Thema vegan nur zu sagen, dass Persona – ein bekannter Verhütungscomputer – mit Teststreifen verwendet wird, die Rinderproteine enthalten. Ansonsten müsst ihr euch keine Gedanken machen.
Pearl-Index: Selbstbeobachtung – 9
Zyklusrechner – 1-3
Fazit: Vegan ist das ganze schon, aber der Pearl-Index ist relativ hoch, das heißt die Verhütungsmethode ist eher unsicher. Wer sich für diese Verhütungsmethode interessiert, sollte sich am besten ein wenig in das Thema einlesen und für sich entscheiden, ob es eine Möglichkeit ist oder nicht.
Also, wer so verrückt ist und auch bei der schönsten Nebensache der Welt vegan bleiben möchte – Triebe hin oder her – der kann vegane Kondome oder eine Kupferspirale verwenden. Damit geht ihr auch Tierversuchen aus dem Weg. Liebesspiel mit gutem Gewissen? Jawoll!
- Titelbild © cede / Adobe Stock
- The Pill © Sarah C, Lizenz: CC BY-ND 2.0, flickr.com Durex, the condom
- © Rorro Navia, Lizenz: CC BY-ND 2.0, flickr.com
- Nuvaring ©MSD SHARP & DOHME GmbH
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